Das wichtigste in Kürze:
- Werbung: „6 Monate keine Kontoführungsgebühren“, „200 Euro Telekom-Gutschein“.
- Realität: Beides stimmt.
- Stärken: Dichtes Automatennetz, viele Filialen, Teil eines großen Bankkonzerns.
- Schwächen: Pingelige und unübersichtliche Gebührenstruktur, miserable Noten für Technik und Kundenservice.
- Empfehlung: Ein Geschäftskonto zum Ausprobieren für Selbständige und Unternehmer, die viele Geldautomaten und Dispo-Möglichkeiten brauchen. Für alle anderen bietet der Markt günstigere und modernere Konto-Modelle.
- Terence Tester Note: 4+
Die Postbank versucht´s mal wieder: Sie will Deutschlands Geschäftskunden für sich begeistern. Mit „smartem Onlinebanking“, „sicheren Transaktionen“, einem zeitweiligen Nulleuro-Konto – und einem 200 Euro-Gutschein.
Sie ist die größte deutsche Kleine-Leute-Bank: Mit 13 Millionen Kunden – und davon neun Millionen freigeschalteten Konten für Online- und Telefonbanking. Sie hat den mächtigen Mutterkonzern Deutsche Bank hinter sich. Und sie hat Tausende Filialen, Geldautomaten, mobile Berater und… und… und.
Eigentlich müsste die Postbank nur so brummen. Die Filialen vor lauter Umsätzen. Und die Kunden vor Zufriedenheit.
Aber das ist leider nicht so. Die blau-gelbe Bank hat es bisher immer wieder geschafft, ihre Kunden zu verärgern. Jahr für Jahr. Tag für Tag.
Doch Terence Tester gibt ihr eine neue Chance: Wie gut ist das neue „Postbank Business Girokonto“ – in all seinen Varianten? Denn es gilt sowohl für Gewerbetreibende/Freiberufler („Einzelkonto“). Aber auch für eine juristische Person, z.B. GmbH, AG, OHG („Einzel-/Gemeinschaftskonto alle Rechtsformen“). Und es ermöglicht diesen Geschäftskunden den oft dringend nötigen Dispokredit – anders als viele konkurrierende Anbieter. Wenn auch zu recht hohen Konditionen (bonitätsabhängig) zwischen 7,99% und 13,99% pro Jahr.
Die Postbank klotzt: Gutschein, Bargeldservice, Gebühren
Die „Bank fürs Leben“ verspricht ihren neuen Kunden eine ganze Menge:
„Volle Konzentration auf Ihr Business“
„Bis zu 200 Euro Telekom-Gutscheine“
„6 Monate kein Kontoführungsentgelt“
„Danach ab 5,90 Euro monatlich“
„0 Euro Bargeldservice“ und „0 Euro Daueraufträge“
Wenn das alles stimmt, wäre die solide Postbank von heute tatsächlich ein Top-Angebot für die cleveren Unternehmer von morgen.
Versprechen 1: „6 Monate kein Kontoführungsentgelt“, „Danach ab 5,90 Euro monatlich“
Die „sechs Monate“ stimmen. Für alle drei Kontomodelle.
- „Business Giro“: Die 5,90 Euro Sonderangebot bekommt aber nur, wer jeden Monat im Schnitt 5000 Euro auf dem Konto hat („Habensaldo“). Wenn nicht, kostet das „Business Giro“ 9,90 Euro im Monat. Inklusive ist eine Postbank Girocard. Jeweils 22 Cent kosten elektronische Überweisungen und Lastschriften. Per Beleg sogar 2,50 Euro.
- „Business Giro aktiv“: Diese Variante kostet 12,90 Euro im Monat. Und beinhaltet für ein Jahr eine kostenlose Kreditkarte („Visa Business Classic“; im 2.Jahr 30 Euro). Außerdem sind die elektronischen Geldtransfers mit je 14 Cent etwas günstiger. Ebenso wie die per Beleg (2 Euro).
- „Business Giro aktiv plus“. Hier verlangt die Postbank 16,90 im Monat. Dafür aber nur 10 Cent je elektronischer Überweisung/Lastschrift und 1,50 Euro mit Beleg. Alle anderen Konditionen entsprechen dem „Business Giro aktiv“.
Versprechen 2: „Bis zu 200 Euro Telekom-Gutscheine“
Auch das stimmt. Die Postbank rückt die Telekom-Gutscheine aber nur in zwei Stufen heraus: Die ersten 50 Euro gibt´s, wenn der Kunde der Postbank eine „Werbeerlaubnis“ gibt. Den zweiten, wenn er sein Konto „aktiv“ nutzt – das heißt er platziert mindestens zehn Buchungen pro Monat – in drei aufeinanderfolgenden Monaten (nur Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträge zählen). Dann schickt die Postbank drei Monate später den jeweiligen Gutschein in die Online-Nachrichtenbox. Er gilt dann für ein Jahr.
Fazit: Der Deal ist gut. Denn dank der Gutscheine und der Null-Euro-Gebühren in den ersten sechs Monaten kostet das „Postbank Business Girokonto“ im ersten Jahr nichts – in allen drei Varianten. Im Gegenteil. Der Kunde macht sogar ein Plus. Vorausgesetzt: Er erfüllt die Voraussetzungen – und übersteht die „Werbeerlaubnis“, ohne sich zu unsinnigen Finanzgeschäften überreden zu lassen.
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zum Geschäftskonto-Vergleichzum Postbank GirokontoVersprechen 3: „0 Euro Bargeldservice“ und „0 Euro Daueraufträge“
Stimmt leider nicht so ganz. Das merkt auch jeder sofort, der bis hierher aufmerksam gelesen hat. Denn: Daueraufträge kosten bei der Postbank Geld – je nach Kontomodell zwischen 10 und 22 Cent pro Stück. Und zwar ab dem ersten Geldtransfer. Genauso wie das Abheben und Einzahlen von Bargeld. Auch hier verlangt die Postbank zwischen 10 und 22 Cent Gebühren – gut getarnt als „Buchungspostenentgelt“ unter den „Fußnoten“ Nummer „4“ und „7“ des Preis- und Leistungsverzeichnisses. Diese Gebühren gelten sogar für die „deutschlandweit über 10.000 Geldautomaten der Postbank“. Und an fremden Geldautomaten wird´s sowieso noch teurer…. Damit nicht genug: Wer Bargeld auf sein eigenes Konto einzahlen will, wird erst so richtig geschröpft. Denn dafür verlangt die Postbank stets drei Euro für bis zu 5000 Euro. Sowie weitere drei Euro für 5000 bis 10.000 Euro usw…. Natürlich zuzüglich 10 bis 22 Cent „Buchungspostenentgelt“. Ganz gleich ob am Geldautomat oder am Schalter.
Fazit: Das alles ist nicht nur kompliziert und unübersichtlich. Sondern auch recht teuer.
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Hier haben sich die Fußnoten-Könige der Postbank wieder einmal ausgetobt. So viele kleine Ziffern. Unter all den schönen Versprechungen. Von wegen: „Die Marke Postbank steht für einfache, preiswerte und faire Produkte für den täglichen Bedarf.“
Leider nicht immer. Terence Tester fühlt sich angesichts dieses Gebühren-Wirrwarrs bei der Postbank oft so genauso wie bei der klassischen Post: umständlich, unfreundlich und meist nicht erreichbar.
Willkommen in der blau-gelben Bankenhölle
Das scheint den meisten Kunden so zu gehen. Bei „Trustpilot“ kommt die Postbank schon seit jeher schlecht weg: Bei insgesamt 2001 Bewertungen (Stand 24.3.) vergeben 95 Prozent der Nutzer die mieseste Note „ungenügend“. Nur jeweils ein Prozent der Kunden finden die Postbank „gut“ oder „sehr gut“.
Die häufigsten Kritikpunkte:
Die Postbank ist kaum oder gar nicht erreichbar. Oder nur nach langem, langem Warten. Ganz egal ob per Mail, Telefon oder App.
Die Technik funktioniert nicht; v.a. das neue Identifizierungsverfahren per Bestsign-App.
Wegen Pannen im Online-Banking platzen Buchungen, Lastschriften oder Wertpapieraufträge.
Viele Kunden flüchten zu stationären Postbank-Terminals, weil ihr Online-Banking seit Wochen nicht funktioniert.
Vor allem langjährige Kunden kündigen gerade ihre Konten – oft sogar nach 40, 50 oder mehr Jahren.
Dabei kann sich die Postbank das alles eigentlich gar nicht leisten: Weil der Kampf um die begehrten Geschäftskunden extrem hart ist. All die neuen, günstigen FinTechs von Holvi über Penta bis hin zu N26 wollen ihren Teil des Business-Kuchens. Mit ihren einfachen, übersichtlichen Gebührenmodellen – und meist kostenlosen Überweisungen.
Und dann macht auch noch der eigene Mutterkonzern Deutsche Bank seiner Tochter Postbank heftigste Konkurrenz: Mit der hippen-schicken Geschäftskunden-Bank ▶▶ „Fyrst“. Bei der hakt´s zwar auch gelegentlich. Aber dafür wirkt (fast) alles ansprechender und moderner.
Unser Fazit:
Die Postbank hat ihre Geschäftskonten aufgepeppt. Das überzeugt in einigen Bereichen: sechs Monate kostenlos, 200 Euro Gutschein, Girocard inklusive, viele Geldautomaten, Überziehungskredit möglich. In anderen Bereichen jedoch überhaupt nicht: extrem unübersichtliche Gebühren, Extrakosten für Kreditkarten und Bargeldbezug – ganz zu schweigen von den vielen offenbar nicht beherrschbaren technischen Pannen. Trotzdem kann jeder die neuen Geschäftskonten ruhig einmal für sich ausprobieren. Zwölf Monate kosten ja nichts, es könnte sogar ein leichtes Plus drin sein – dank Gutschein und dem halben Gratis-Jahr. Aber: All die Wagemutigen sollten unbedingt parallel ihr altes Geschäftskonto behalten. Zumindest die ersten drei bis sechs Monate. Man weiß ja nie, was der Postbank so alles einfällt, um ihre Kunden zu ärgern… Terence Tester gibt jedenfalls die Hoffnung nicht auf, dass die Postbank irgendwann einmal ihre Technik beherrscht und ihren Kunden dient – daher auch das „Pluszeichen“ in der Gesamtnote. Bis dahin heißt es für ihn: Ist die Postbank „Eine Bank fürs Leben“? Ja – aber erst für Terence Testers nächstes!
Sind Sie bereits Kunde vonder Postbank? Schreiben Sie gerne eine Bewertung zu Postbank!
Gesamtnote: 4+
Hier gehts zum Geschäftskonto-Vergleichsrechner:
Das sollten Sie zum Postbank Geschäftskonto „Business“ wissen:
Welcher Banktyp ist Postbank?
Klassische Filialbank. Mit 1000 Filialen und 9000 Geldautomaten der Cash Group.
Wie hoch ist die jährliche Grundgebühr?
70,80 Euro. Die ersten sechs Monate sind kostenlos, danach 5,90/Monat.
Kann ich Bargeld auszahlen?
Ja.
Kostenlos mit Girokard an ca. 9 000 Automaten und Shell-Tankstellen.
Kann ich Bargeld einzahlen?
Ja.
Auf das eigene Postbank Business-Konto: 3 Euro je angefangene 5000 Euro.
Wie hoch ist die Gebühr für eine Kreditkarte?
30 EUR – Visa Business Classic Card
80 EUR – Visa Business Gold Card
15 EUR für eine zweite Kreditkarte
Sind beleglose Buchungen kostenfrei?
Nein.
14 Cent pro elektronischer Überweisung/Lastschrift, 30 Cent pro Gutschrift. Buchung mit Beleg 2 Euro pro Stück.
Gibt es Kontoauszüge?
Ja.
Online kostenlos, am Automaten („Service Terminal“) 50 Cent, per Post 1,50 Euro.
Ist ein Dispo möglich?
Ja.
Für 7,99 bis 13,99 % Zinsen p.a. (abhängig von der Bonität).
Wie hoch ist eine geduldete Überziehung?
16,99 %
Wer bekommt ein Konto?
Freiberufler, Selbständige, Gewerbetreibende, GmbH, KG, AG,GbR, UG, WEG, Vereine.