Das wichtigste in Kürze:

  • Gratis-Konto: 0€ Gebühr, kostenlose Girocard, 50 Überweisungen frei
  • Bargeld-Garantie: Ca. 10.000 Automaten zum Ein- & Auszahlen
  • Einlagen-Sicherung: Tochter der Deutsche Bank
  • Transfer-Tempo: bis zu 2 Tage pro Überweisung
  • Überziehungs-Zinsen: hoch – bis zu 15,39% p.a.
  • Gesamtnote: 2-

Die Deutsche Bank ist aufgewacht. Seit kurzem hat auch das (noch) größte Geldhaus im Land eine schicke kleine Digitalbank für die jungen Geschäftskunden von heute. Das Institut hört auf den feschen Namen „Fyrst“. Aber wie schnell, umfangreich und lohnend ist das Angebot wirklich?    

Weg in Wüste

Also die allerersten sind die Deutsch-Banker mit „Fyrst“ nicht. Diese Geschäftsidee hatten ▶▶ Holvi & Co. schon ein paar Jährchen früher. So um 2014 herum. Fyrst startete hingegen erst im Juli 2019. Heimlich, still und leise. Der Banken-Tanker möchte wohl erst einmal testen, wie sein kleines neues Schnellboot so ankommt.

Mehr als Banking. Wirklich?

Glaubt man den Texten auf der Homepage, hat Fyrst das Bankengeschäft für Jung-Unternehmer quasi neu erfunden:

  • „Fyrst ist die Bank, die Ihr Business leichter macht“
  • „Die digitale Bank für Gründer, Selbstständige und Freiberufler“
  • „Fyrst kann mehr als Banking“
  • „Mit preiswerten Bankleistungen und innovativen Business-Lösungen“
  • „Reibungslose Bargeldversorgung“
  • „Flächendeckende Ein- und Auszahlung“

Bankkonten-Kredite-Versicherungen-Vergleich

Was kann Fyrst Geschäftskonto – und was nicht?

Zugegeben:

Das alles wäre ein dickes Leistungspaket.

Höchste Zeit, dass Terence Tester prüft, ob mehr drin ist als nur heiße Marketing-Luft.

1. Für wen ist das Fyrst Geschäftskonto?

Immerhin inzwischen für fast alle Rechtsformen. Also für Selbständige und Freiberufler, aber auch für GmbH oder UG.

Die Zielgruppe soll nicht unbedingt sofort merken, dass Fyrst zum Deutsche-Bank-Konzern gehört. Deshalb auch die stylische mintgrüne Fyrst-Webseite. So ganz anderes als das altmodische blau-gelb des Rest-Unternehmens. Tatsächlich ist „Fyrst“ ein Teil der „Deutsche Bank Privat- und Firmenkundenbank AG“ (DB PFK AG), die wiederum eine Tochter der Deutsche Bank AG ist.

Als Terence Tester übrigens in einer ebenfalls zur „Deutsche Bank AG“ gehörenden „Postbank“ nach „Fyrst“ fragt, guckt der Schalterbeamte erstens ungläubig. Erkundigt sich zweitens bei einem Kollegen. Und empfiehlt Terence Tester drittens die Homepage von Fyrst.

2. Was kostet das Fyrst Geschäftskonto?

Auf den ersten Blick so gut wie nichts: Das (Basis-)Konto ist gratis, ebenso wie die dazugehörige Girocard („EC-Karte“). Eine Kreditkarte ist (noch) nicht vorgesehen.

Fyrst bietet den Jungunternehmern ein Einfach-Konto „Base“ und eine Komfort-Variante „Complete“.

„Base“: kostet tatsächlich nichts. 50 elektronische Überweisungen pro Monat sind inklusive. Danach werden 19 Cent pro Buchung fällig. Für eine Überweisung mit Beleg bezahlt man 5 Euro, Bargeld kostet am Automaten 1,90 Euro, am Schalter 5 Euro. Wer Geld einzahlt, braucht nichts zu berappen (am Geldautomat oder mit Karte am Schalter). Nur beim Einzahlen mit Beleg verlangt Fyrst 5 Euro.

„Complete“: kostet 10 Euro pro Monat. Bietet dafür aber nur unwesentlich mehr: 75 Gratis-Buchungen pro Monat (dann 8 Cent), Überweisung per Beleg für 4 Euro, Bargeld am Automaten für 0,90 Euro, Einzahlung per Beleg 4 Euro. Alles andere ist wie bei „Base“. Terence Tester fragt sich aber: Wieso heißt dieses Konto dann „Complete“ – denn „komplett“ ist daran gar nichts. Alles ist nur irgendwo billiger oder teurer als bei „Base“.    

3. Was bietet Fyrst außerdem?

Ziel ist eine Plattform für alles, was der Selbständige rund ums Geld so brauchen könnte. Im Marketing-Slang: „Beyond Banking“.  Also Rechnungen schreiben, Aufträge bearbeiten, steuerliche Berechnungen, Buchhaltung etc.

Aber: Umsonst ist nur der Tod. Zumindest bei den meisten dieser Services. Beispiel: Wer einen Steuer-Check braucht, bekommt ihn vom Kooperationspartner „Sevdesk“ für 6,50 Euro/Monat (mit 25 Prozent Rabatt im ersten Jahr). Hilfe bei Auftragsmanagement und Rechnungen sind immerhin in der kostenpflichtigen Konto- Variante „Complete“ eingeschlossen.    

Geld werfen

4. Wie lange dauern Geld-Transfers?

Eindeutig zu lange. Das gibt Fyrst auch zu: „Sowohl nationale, als auch internationale SEPA-Überweisungen werden grundsätzlich innerhalb eines Bankarbeitstages abgewickelt. Dies kann sich aufgrund der Öffnungszeiten der teilnehmenden Geldinstitute jedoch auch auf zwei Bankarbeitstage ausweiten.“ 

Das ist gar nicht gut. Und für die angepeilten modernen Geschäftskunden auch nicht zumutbar. Denn das können andere Anbieter besser. Solche simplen Geld-Transfers flitzen z.B. bei N26 oder DKB in Sekunden von Konto-App zu Konto-App. Sollte es etwa daran liegen, dass Fyrst vorerst noch auf die Steinzeit-IT der Deutschen Bank angewiesen ist? Die Techniker des Großgeldhaueses würden an dieser Stelle wohl verschämt nicken…   

Geschäftskonto Ratgeber

5. Fyrst Geschäftskonto: Wie kommen die Kunden an Bargeld?

Die Preise kennen wir ja nun schon (s.o.). Aber wo gibt´s Bares? Und wo kann man es ein- oder auszahlen? Das ist gerade für Jungunternehmer in Handel und Gastronomie ein wichtiges K.O. Kriterium.

Für sie hat Fyrst eine gute Antwort parat: Rund 10.000 Stellen stehen zum Ein- und Auszahlen bereit – dank der vielen Deutsche-Bank-Filialen und Automaten der Cash-Group. Das ist ein Riesen-Vorteil gegenüber den konkurrierenden bargeld-feindlichen Geschäftskonten-Start-Ups wie Holvi, Penta, Kontist & Co.    

Kaugummi

6. Kann man sein Konto überziehen?

Hier lautet die klare Antwort: Ja – aber….  Und zwar mit einem fetten „ABER“.

Positiv: Ein Fyrst-Kunde darf sein Konto überziehen und bekommt auch einen Kontokorrent-Kredit (der „Dispo-Rahmen“ für Geschäftskunden). Voraussetzung: Der Selbständige/Freiberufler betreibt sein Business schon mindestens ein Jahr lang und besitzt sein Konto bei Fyrst seit drei Monaten.

Negativ: Der Preis des Geldes. Auch wenn zuerst alles so schön preiswert erscheint. Originaltext Fyrst: „Flexibilität durch günstige Kreditangebote ab 0,99% p.M.“  Haben Sie´s gemerkt? P.M. und nicht P.A. Also pro Monat und nicht pro Jahr – wie sonst alle Banken ihre  Kreditzinsen angeben.

Der Unterschied ist gewaltig. Terence Tester rechnet nach: Aus den angegebenen 0,99% pro Monat werden 12,55% pro Jahr, aus den 1,09% immerhin 13,89% und aus den 1,20 stolze 15,39% pro Jahr.

Also das nennt Fyrst tatsächlich „günstig“? Und schämt sich nicht mal dafür? Angesichts der aktuellen Nullzins-Landschaft eine Gewinnspanne von bis zu 15,39 Prozent für einen Überziehungskredit zu verlangen? 

Terence Tester wusste ja, dass die Deutsche Bank Geld braucht. Aber gleich so dringend….  

Fahrer

Was hat Fyrst Geschäftskonto, was andere nicht haben? (Fast) nichts.

Ein einziges Allein-Stellungsmerkmal besitzt das neue FinTech: Zwei große, deutsche Alt-Banken stärken Fyrst den Rücken. Das hilft dabei, die Kunden nahezu überall in Deutschland mit Geld zu versorgen. Und ihnen im Falle eines Banken-Crashs die Einlagen zu sichern.

Aber sonst?

Unser Fazit:

Fyrst ist eine Geschäftskunden-Bank wie viele andere. Man kann vieles, was auch die anderen können. Braucht dafür aber unzeitgemäß lang (Geld-Transfers). Oder verlangt Wegelagerer-Konditionen (Kontokorrent). Die man auch noch trickreich zu verstecken versucht. Vor allem wegen dieser letzten Zumutungen gibt’s einen deftigen Punktabzug.  Gesamtnote: 3-

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Dominik
Dominik
8. Dezember 2019 11:44

Ich stehe auch gerade vor der Frage wo ich mein neues Geschäftskonto erschließen soll. Fyrst ist zurzeit mein Favorit. Ich hätte zwar lieber Kontist oder N26 gewählt. Leider schrecken mich die negativen Erfahrungsberichte, gerade was den Support betrifft, mehr ab, als der hohen Überziehungszinsen von Fyrst. Nach wie vor schwer zu entscheiden!

Sicherheit, Verlässlichkeit und Erreichbarkeit sind im Unternehmertum im Bezug auf seine Bank das A und O. Da hinken die die anderen Fintech doch gewaltig hinterher.

TheMentalist
TheMentalist
18. Dezember 2019 9:08

Nichts für ungut – ich frage mich, was diese Tester überhaupt vom Bankwesen verstanden haben.
Das SEPA-Überweisungen einen Tag brauchen, ist ja nun wirklich nichts neues. Auch bei N26 (wenn sie denn überhaupt das Geld hergeben), ING & DKB (die nichtmal Geschäftskonten anbieten teilweise) braucht das ein Tag.
Die Zinsen für den Kontokorrentkredit sind nicht die niedrigsten, das ist korrekt. Aber 8-12% sind durchaus marktüblich. Gerade bei Startups, wo das Ausfallrisiko ja gerne etwas größer ist.

„50 Überweisungen frei“ stimmt ebenso nicht, es handelt sich um beleglose Buchungen.

Investigator
Investigator
10. Januar 2020 14:17
Antworten auf  TheMentalist

Bis zu 15,39 Prozent für einen Überziehungskredit sind nun wirklich nicht mehr „marktüblich“. Sondern bewusst abschreckend: Vermutlich will Fyrst den Jungunternehmern gar keinen Dispo gewähren…

TimTrugmitGurt
TimTrugmitGurt
11. August 2020 17:48
Antworten auf  TheMentalist

Ganz richtig, Mentalist. Dass die Blitzüberweisungen bei „N24 oder so“ Geld kosten, weiß wieder keiner. Und dass man bei „N24 oder so“ auch keine deutsche IBAN erhält … Braucht man ja gar NICHT – genauuuu, braucht man ja gar nicht, Hauptsache die sind ganz, ganz schnell !!! Manchmal ist es wirklich interessant, was so Selbsternannte „Tester“ von sich geben und mit welchen abstoßenden Mitteln die ihre Internetseite gestalten … siehe Bilder oben. (Übrigens: DKB hatte bis zum 01.10.2020 Business-Konto für Freiberufler und Landwirte und Immo-Heinis und so Individuen KOSTENLOS! Aber ist ja auch längst vorbei …) Zum letzten mal hier… Weiterlesen »

FYRST Geschäftskonto Fakten-Box

  • Kontoführungsgebühren: 0,00€
  • Sollzins vereinbarter Dispositionskredit (p.a.): 11,88%
  • Sollzins für geduldete Überziehungen (p.a.): 13,89%
  • Anzahl Automaten (Inland): 9000
  • Anzahl Automaten (Ausland): 0
  • Grundgebühr Hauptkarte Folgejahre: 0 €
  • Barauszahlung an eigenen Geldautomaten im Inland: 0 €
  • Barauszahlung an fremden Geldautomaten im Inland: 1,00%, mind. 5,99 €
  • Übertragung von Lastschrifteng: Nein
  • Übertragung von Daueraufträgen: Nein
  • Service im Onlinebanking nutzbar: Nein
  • gesetzliche Kontowechselhilfe: Ja
  • Postident-Verfahren: Ja
  • Videoident-Verfahren: Nein
  • Online-Ausweis / Ausweis-App: Nein
  • Beleglose Buchungen: 0,19 €
  • Beleghafte Buchungen: 5,00 €
  • Online-Banking: Ja
  • Mobile-Banking: Ja
  • Foto-Überweisung: Nein
  • PIN/TAN: Nein
  • mTAN: Nein
  • per App: Ja
  • Telefonbanking: Ja
  • Live-Chat: Nein

FYRST und andere Geschäftskonten im Vergleichsrechner:

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