Die Online-Bank ING (früher: ING-Diba) hat fast zehn Millionen Kunden. Jeder vierte nutzt das Null-Euro-Girokonto – Visa-Kreditkarte und Girocard inklusive.
Aber wie „kostenlos“ ist das Gesamtpaket wirklich?

Origami Butterfly Dollar

Die Niederländer lassen es krachen. Zumindest mit Worten.

ING-Deutschland-Chef Nick Jue bejubelt seine Online-Bank als günstig („niedrige Kosten“, „keine Gebühren“), schnell („es kommt vor allem auf Geschwindigkeit an“) und kundenfreundlich („am einfachsten und bequemsten“).

Aber wehe, der Kunde möchte etwas Spezielles.

Das kostet extra („eine Verhaltensgebühr“).

Terence Tester prüft nach:

Wie gut ist der unangefochtene Marktführer im Online-Banking wirklich?

Und ist das ING Girokonto tatsächlich „das beste Online Girokonto“ (Eigenwerbung)?

Die harten Fakten:

  • Girokonto: Das Girokonto kostet nichts. Keinen einzigen Euro. Das gilt immer – es müssen nicht jeden Monat ein paar hundert oder gar tausend Euro aufs Konto fließen. Ein dicker Pluspunkt, vor allem gegenüber den Null-Euro-Mogelpackungen von Postbank & Co.

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  • Kreditkarte: Auch Kreditkarte (Visa Card) und Debitkarte (girocard) sind gratis. Anmerkung: Die Visa Card ist eine „Debit Karte“, d.h. jeder Umsatz wird sofort vom Girokonto abgezogen.

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  • Überweisungen: Überweisung, Dauerauftrag oder Lastschrift kosten ebenfalls nichts („Alles, was Sie online machen“).
  • Bargeldabheben: Und auch das Bezahlen oder Bargeldabheben innerhalb Europas („Europäischer Wirtschaftsraum“, EWR). Wer Bargeld will, muss aber mindestens 50 Euro abheben. Sonst geht´s nicht. Ausnahme: Auf dem Konto sind weniger als 50 Euro Guthaben.
  • Dispo: Für einen Überziehungskredit („Dispo“) verlangt ING moderate 6,99 Prozent Zinsen pro Jahr.
Bankkonten-Kredite-Versicherungen-Vergleich

Alles sehr schön und gut. Aber ist das ING Girokonto auch das beste Online-Girokonto?

Sicherlich nicht.

Erstens.

Der so hochamtlich klingende Sieger-Titel „bestes Online-Girokonto“ ist nur inoffiziell.

Verliehen von einem der vielen gedruckten Wirtschaftsmagazine („Euro“) – und damit auch nur ein Sieger-Titel unter vielen.

Denn andere Magazine kommen zu anderen Ergebnissen.

Zweitens.

Der Vergleich mit dem Girokonto („DKB Cash“) des größten Online-Konkurrenten DKB zeigt:

Die Konditionen sind sehr, sehr ähnlich.

Kostenloses Girokonto, kostenlose Kreditkarte, kostenloses Geldabheben und Bezahlen, 6,9% Überziehungszinsen etc. 

Darüber hinaus zahlt die DKB vielen ihrer Girokonten-Kunden sogar 0,2% Guthabenzinsen bis 100.000€.

Roboter verkleiden

Zwischen-Fazit:

Das ING Girokonto ist zwar top.

Aber eindeutig nicht „das beste Online-Girokonto“.

Punktabzug für das schamloseste Selbstlob des Jahres

Konditionen: Was kostet doch etwas – und warum?

Klar, dass es auch bei ING nicht alles für „Null Euro“ gibt.

Wie sollte die Bank sonst ihre Kosten decken – oder gar Geld verdienen?

Die Liste der Zusatzkosten beim ING Girokonto. Nicht unverschämt, aber recht lang:

Wer seine Bankgeschäfte nicht online abwickelt, zahlt drauf.

Überweisung, Dauerauftrag oder Lastschrift kosten 2,50 Euro wenn der Kunde sie per Telefon oder schriftlich in Auftrag gibt.

Und zwar pro Stück.

ING-Deutschland-Chef Nick Jue begründet diese „Verhaltensgebühr“:

„Wenn Kunden zum Beispiel am Telefon zehn Überweisungen machen wollen, dann kostet das den Mitarbeiter eine halbe Stunde. Dafür nehmen wir eine Gebühr. Wer das machen will, der zahlt eben.“

Das kann man uncharmant finden.

Oder ehrlich.

Terence Tester plädiert für ehrlich.
Ersatzkarten und Sonderwünsche kosten ebenfalls Geld.

Für eine Ersatzkarte verlangt ING 10€.

Wer seine neue PIN für Visa Card oder Girocard nicht im Internet abruft sondern sie sich per Post schicken lässt, zahlt jeweils 5€.
Das neue verschärfte Online-Banking („Zwei-Faktor-Authentifizierung“) erfüllt die kostenlose ING App „Banking to go“.

Kunden, die aber lieber einen „Photo-TAN-Generator“ wollen, müssen der Bank dafür 32€ einmalig überweisen.
Bargeld lässt sich nur auf 2 Arten gebührenfrei abheben:

  • Innerhalb Europas (EWR) an allen Geldautomaten mit dem „Visa“-Zeichen (mit der Visa Card).
  • Oder mit der Girocard an den ca. 1200 deutschen ING-Geldautomaten.

Vorsicht:

Andere Banken und Sparkassen fordern von ING-Kunden oft happige Gebühren.
Außerhalb Europas verlangt ING für Fremdwährungen die branchenüblichen 1,75 Prozent „Auslandseinsatzentgelt“.
Wer seine Visa Card aber bei „Casinobetrieben, Lotteriegesellschaften und Wettbüros“ einsetzt, zahlt sogar „3% Prozent des Umsatzes, mindestens 3,90 Euro“.

Auch hier die Begründung des Deutschland-Chefs:

„Wir waren fast die einzigen, die hierfür nichts verlangt haben. Wir wollten dort aber keinen Marktanteil von 100%.“

Kreditkarten

So zufrieden / unzufrieden sind die Kunden mit dem ING Girokonto

Viele langjährige Nutzer kritisieren, dass ING ihre Alt- und Neukunden nicht mehr gleich (fair) behandelt – sie bekamen früher stets dieselben Konditionen.

Das ist vorbei.

Ein Beispiel:

Das Lock-Angebot „1% Zinsen für Tagesgeld“ gilt nur für Neu-Kunden („erstes Extrakonto“) und auch das nur bis 50.000€ für 4 Monate.

Danach speist ING sie mit denselben Witz-Zinsen ab wie die (treuen) Altkunden:

0,01%.

Bei Online-Portalen wie z.B. Trustpilot bekommt ING mit 3 von 5 Sternen immerhin die Note „akzeptabel“ (mehr als 3.200 Bewertungen).

Schlechte Zensuren vergeben die Nutzer insbesondere für „verspätete Rückmeldungen per Mail“, „überlastete Hotlines“ oder „lange Wartezeiten“.

Das kann Terence Tester so nicht bestätigen.

Bei eigenen Probe-Anrufen kamen wir nach wenigen Minuten zu einem Berater durch.

Deshalb seine Bitte an die Leser:

Schicken Sie uns bitte eigene realistische Erfahrungsberichte. Möglichst detailliert.

Schwein mit Dorn

Fazit

Das kostenlose ING Girokonto ist zweifellos eins der Top-Angebote auf dem deutschen Markt (u.a. gemeinsam mit „DKB Cash“):

seriös, zuverlässig, keine Fußangeln.

ING verlangt zudem nur wenige zusätzliche Gebühren.

Wenn doch, erscheinen sie Terence Tester nachvollziehbar.

Ob das so bleibt?

Das kann selbst ING nicht sicher vorhersagen:

„Wir werden die Kosten so niedrig halten, dass wir so lange wie möglich keine Gebühren verlangen, auch wenn die Niedrigzinsphase anhält“

formuliert Deutschland-Chef Nick Jue bewusst vorsichtig.

Terence Tester warnt aber vor übertriebenem Kostendrücken.

Die Bank muss aufpassen, dass sie nicht vor lauter Spar-Wahn ihre Kunden vergisst (Service-Hotline!) – und an andere Anbieter verliert.

Terence Tester Note: 2 (derzeit noch)

 

Sind Sie bereits Kunde von der ING Diba Bank? Schreiben Sie gerne eine Bewertung zu ING!

Fakten-Box: ING

  • Konto, Kreditkarte, Girocard: kostenlos
  • Kreditkarte: Visa Debit (Bargeld und Bezahlen in Europa kostenlos)
  • Überweisung, Dauerauftrag, Lastschrift: kostenlos (wenn online abgewickelt)
  • Überziehungszins: 6,99% p.a.
  • Service-Hotline: verbesserungswürdig
  • Terence Tester Note: 2
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2 Comments
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Dani
Dani
31. Oktober 2019 20:10

Was das „beste“ ist, hängt eben auch immer vom persönlichen Bedürfnis ab. Für jemanden, der keinen dieser Zusatzdienste braucht, ist es das Beste. Wer sein Konto nicht online führen möchte, der wird ein für ein besseres Angebot woanders finden. Die ING ist aber derzeit die einzige Bank, bei der man eine VISA-Karte als Debit-Karte bekommt. Für dem digitalen Zahlungsverkehr ist das super, denn man hat die Akzeptanz des VISA-Netzwerks gepaart mit der Übersicht eines Girokontos, was ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist. Viele murren, weil die ING keine „echte“ Kreditkarte bietet, aber ein solche bekommt man ja an jeder Ecke. Da ist… Weiterlesen »

A. S.
A. S.
17. August 2021 16:54

Ich bin seit über 4 Jahren Kundin und super zufrieden.
Mir ist lediglich aufgefallen, dass ich in Griechenland trotz VISA Symbol Gebühren für das Geld abheben zahlen musste. Voran dies liegen kann habe ich tatsächlich nicht erfragt sondern im Urlaub einfach mal hingenommen….

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