Das wichtigste in Kürze:

  • Werbung: „Fidor bringt Banking auf ein neues Level.“
  • Realität: Gebühren für Konto, (physische) Kreditkarte, Bargeld etc.
  • Kostenloses Konto durch „Aktivitätsbonus“? Nur unter 1000 seltsamen Bedingungen.
  • Eklatante Schwächen: Service-Chaos, IT-Pannen, unbeantwortete Mails, Sanierungsfall.
  • Empfehlung: Warum als Geschäftskunde zu Fidor, wenn es so viele günstige und faire andere Banken gibt – und es nicht einmal sicher ist, dass Fidor die Kurve kriegt? 

Terence Tester Note: 6

Fidor hatte mal einen Top-Ruf und 300.000 zufriedene Kunden. Und heute? Millionen-Verluste, undurchsichtige Gebühren fürs Konto, monatelang nicht beantwortete Mails… Zehntausende Kunden sind schon weg. 

Zähne von Zebra

Die Fidor Bank war innovativ, ambitioniert und erfolgreich. Ein smartes FinTech – viele Jahre bevor ▶▶ N26, ▶▶ Fyrst & Co. überhaupt auf die Idee kamen, sich so zu nennen.  Auch heute macht Fidor noch einen auf dicke Homepage. Zum „Fidor Smart Geschäftskonto“ für Freiberufler, Selbständige und Unternehmen heißt es:

„Fidor bringt Banking auf ein neues Level.“

„Alle Daueraufträge und (beleglose) Überweisungen kostenlos.“

„Bargeld bei über 12.000 Einzelhändlern.“

„Kostenlose digitale Fidor Business Debit Mastercard.“

„Konto. Bei genug Action kostenfrei.“

„Aktivitätsbonus? Den gibt´s so nur bei uns.“

Terence Tester will wissen: Stimmt das alles überhaupt noch?

Behauptung 1: Alle Daueraufträge und Überweisungen kostenlos.

Stimmt. Eingehende und ausgehende SEPA-Überweisungen, Auslandsüberweisungen, Fidor-interne Überweisungen und auch Lastschriften kosten null Euro. In unbegrenzter Zahl. Aber nur, wenn der Kunde sie ohne Beleg beauftragt. Das ist ein sehr faires Angebot für Geschäftskunden. Fidor liegt hier auf dem Niveau von N26, Fyrst und anderen.

Behauptung 2: Bargeld bei über 12.000 Einzelhändlern.

Auch das kommt hin. Da Fidor als reine Onlinebank keine eigenen Geldautomaten hat, bedient man sich der „Einzelhandelspartner“ wie z.B. Rewe, DM, Rossmann, Penny und Toom. Die helfen Fidor aber nicht aus reiner Nächstenliebe. Sondern gegen Geld. Deshalb ist auch nur das erste Mal Bargeldauszahlen im Monat kostenlos. Aber dem zweiten Mal kostet es jeweils 3 Euro (so wie auch an normalen, bankfremden Geldautomaten).  
Zahlen muss auch, wer Bargeld auf sein Fidor-Konto schaffen will: Nur 100 Euro im Monat sind kostenlos – für jeden Euro darüber hinaus werden 1,99 Prozent fällig. Das sind bei 500 Euro immerhin knapp 10 Euro.

Behauptung 3: Kostenlose digitale Fidor Business Debit Mastercard.

Passt auch. Allerdings mit Betonung auf „digitale“ Kreditkarte. Denn die physischen „Fidor Business Debit Mastercard“, mit der man auch im Laden oder im Restaurant bezahlen kann, kostet drei Euro im Monat. Also stolze 36 Euro im Jahr – was ist daran „smart“ oder „innovativ“? 

Behauptung 4: Konto. Bei genug Action kostenfrei.

Klingt gut, ist aber trickreich. Denn mit diesen peppig-flippigen Worten versucht Fidor, das für viele Kunden größte Ärgernis zu beschönigen: Seit 1.November kostet das Geschäftskonto Geld – wie auch das normale Girokonto. Laut Fidor „ein Kontoführungsentgelt in Höhe von fairen 5,00 Euro“. Damit verschweigen die Banker gleich zwei Dinge:

1. Bisher war das Konto kostenlos. Ohne jede Bedingung.

2. Die „5 Euro“ werden jeden Monat fällig. Macht happige 60 Euro im Jahr. Und das für ein reines Online-Konto. Wollten die Fidor-Jungs etwa der ▶▶ ING eine Steilvorlage liefern?

So richtig kurios findet Terence Tester aber die Fidor-Begründung für die neue Gebühr: „…um für Sie die Extrameile gehen zu können“. Wie darf man sich das vorstellen? Bringt der Fidor-Banker persönlich die virtuelle Kreditkarte vorbei – oder hilft er gar beim Geldabheben im Rewe-Markt?

Fidor gibt darauf zwar keine Antwort. Hat aber Trost parat: Kunden mit „genug Action“ bekommen das Geschäftskonto weiterhin gratis. Aber was versteht Fidor eigentlich unter „Action“ und „Aktivitätsbonus“?

Behauptung 5: Aktivitätsbonus? Den gibt´s so nur bei uns.

Wohl wahr … So etwas Seltsames, Undurchsichtiges und Umständliches hat Terence Tester noch nie gesehen. Schon gar nicht bei einem Online-Geschäftskonto. Damit bringt Fidor tatsächlich „Banking auf ein neues Level“ – auf ein neues Level der Frechheit.

Aber der Reihe nach. Jeder Kunde kann sich „durch unseren neuen Aktivitätsbonus das Kontoführungsentgelt zurückholen“. Er muss dafür nur „mehr als 10 Transaktionen im Monat tätigen“ – „und schon bleibt das Konto für Sie unterm Strich kostenfrei“.

Aber welche „10 Transaktionen“ gelten und welche nicht? Fidor akzeptiert alle beleglosen Überweisungen und Lastschriften, Zahlungen mit der Fidor Mastercard, sowie Geldeinzahlungen und Geldauszahlungen. Terence Tester merkt sofort: Unter diesen Transaktionen sind leider einige Dinge, an denen Fidor etwas verdient (Kreditkartenzahlungen!) oder für die der Geschäftskunde sogar etwas bezahlen muss (Bargeld!). Sein Konto ist also nur dann halbwegs kostenlos, wenn er Fidor an anderer Stelle Geld rüberschiebt… 
 

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Aktivitätsbonus? Plumpe Wegelagerei!

Noch heftiger: Der sogenannte „Aktivitätsbonus“ versteckt weitere Gemeinheiten unter „Fußnoten“ in Mini-Schrift. So klein geschrieben, dass sie wohl nicht mal die umworbenen jungen Business-Kunden lesen können …

Bedingung 1 für den „Aktivitätsbonus“: Der Kunde hat für den „entsprechenden Kalendermonat ein Kontoführungsentgelt entrichtet“. Das heißt, er muss erst mal zahlen, bevor er vielleicht irgendwann etwas zurückbekommt. Das ist weder smart noch fair. Sondern Cent-Schinderei und Steinzeit-Banking. Aber Fidor nennt es eben „Aktivitätsbonus“. Kein Wunder, findet Terence Tester: Ein klassischer Wegelagerer würde seine Arbeit ja auch nicht als Raub bezeichnen, sondern eher als „Einnahme-Erzielungsabsicht“….

Bedingung 2: Kein „offensichtlich missbräuchliches Verhalten“ des Kunden. Er darf sich also z.B. nicht „regelmäßig und unverhältnismäßig häufig“ Geld aufs und vom Konto transferieren. Denn dann streicht ihm Fidor ruckzuck „etwaige gezahlte Bonusgutschriften“. Und zwar „ohne gesonderte Mitteilung“. Das Konto könnte also ins Minus rutschen, ohne dass der Kunde es überhaupt merkt…

Merke: Wer die Fidor-Bank mit deren eigenen Tricks schlagen will, darf das nicht…

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Heimlich überrumpelt, mies informiert, frech abkassiert

So richtig verärgert hat Fidor die Kunden aber erst, weil man sie über die neuen Gebühren nicht so umfassend informierte, wie sie es verdient hätten. Im Klartext: Kein Brief, keine Mail – sondern stattdessen eine magere Nachricht in der „Postbox“. In die aber erfahrungsgemäß kaum ein Bankkunde regelmäßig hineinschaut. Absicht also? Das kritisieren zumindest die wütenden Kunden auf Portalen wie trustpilot.de, finanzfluss.de oder sparkonto.org. Und sie kritisieren noch einiges mehr: miserabler Kundenservice, heftige IT-Pannen, monatelang unbeantwortete Mails, grundlos gekündigte Konten usw. 

Eine kleine Auswahl:

„Überhaupt nicht ok ist jedoch, diese Gebühren a) versteckt einzuführen und b) erst einmal schön das gesamte Guthaben des Kunden aufzubrauchen, bis er mal darüber informiert wird dass das Konto nun im Minus ist. Ein derart unseriöses und kundenfeindliches Verhalten ist schon beeindruckend.“

„… mir wurde zwischenzeitlich gedroht, das Konto zu schließen da ich in einer nicht genehmigten Überziehung sei obwohl das Konto mit mehreren hundert Euro im Plus war. Kennt die Bank die Einlagen ihrer Kunden nicht?“

„Die Hoffnung auf eine Antwort per E-Mail Anfrage starb recht schnell vor einigen Monaten, als auffiel, dass keine einzige Mail je beantwortet wurde. Jeden Sonntag auf Montag erhält man aber eine beschwichtigende E-Mail, dass es leider noch etwas länger dauert und die Bearbeitung sich verzögert.“

„Nach ziemlich genau 3 Monaten hat die Fachabteilung es geschafft, das Saldo zu korrigieren und eine Abrechnung zum Vertragsende zu erstellen.“

„Die Fidor Bank hat mir mein Geschäftskonto ohne Grund gekündigt.“ 

Auf diesen letzten Kritikpunkt antwortete Fidor sogar. Wenn auch ziemlich patzig: „Manchmal ist es notwendig, aus geschäftspolitischen Gründen eine für den Kunden nachteilige Entscheidung zu treffen; im Einzelfall kann die auch die Kündigung der Geschäftsbeziehung durch die Bank sein“.

Und warum macht Fidor so etwas? Die Bank steckt tief in den Miesen: rund 110 Millionen Euro Jahresverlust 2017 und noch einmal 41 Millionen in 2018 (aktuellere Zahlen sind noch nicht veröffentlicht). Um zu überleben, braucht Fidor also dringend Kunden, an denen man etwas verdient. All die anderen müssen eben weichen… 

Terence Testers Fazit

Aus einem strahlenden Stern am FinTech-Himmel wurde ein Sanierungskandidat. Die Not muss sehr groß sein, um einige hunderttausend Kunden so schlecht zu behandeln – viele neue Gebühren, immer weniger Service. Aber: Wer einmal trickst, dem glaubt man nicht (mehr). Und wer´s zweimal tut, den verlässt man eben. Genau das ist auch Terence Testers Rat an die Noch-Kunden: Kündigen Sie lieber selbst, bevor Fidor es tut. Und an alle anderen: Gehen Sie dort besser erst gar nicht hin – es gibt so viele sinnvolle Alternativen.   Sind Sie bereits Kunde von der Fidor Bank? Schreiben Sie gerne eine Bewertung zu Fidor Bank!

Gesamtnote: 6

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Wahrheitssucher
Wahrheitssucher
26. April 2020 15:37

Wurde aber auch mal Zeit, dass sich Terence Tester Fidor vorknöpft! Bin gespannt, wie es mit denen weiter geht…

Hier gehts zum Geschäftskonto-Vergleichsrechner:

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